Projektmanagement: Es ist an der Zeit, dass wir wieder über Ergebnisse reden.

Um was geht es bei Projekten? Um Tools? Am Ende zählt das Ergebnis, darum sollten wir uns wieder mehr kümmern.

Es scheint mir, als wäre die Diskussion abgeglitten ins Philosophische. Wenn wir über NewWork, über die Zukunft der Arbeit, über Führung, über Organisation und eben auch über Projektmanagement diskutieren, reden wir über Methoden und Denkmodelle. Dabei ist aus dem Fokus gerückt, um was es wirklich geht. Das erinnert an den Spruch: „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, für den ist jedes Problem ein Nagel.“

Ich frage mich ernsthaft, wer von den unzähligen Experten sich wirklich damit beschäftigt hat, wie etwas Unternehmerisches gelingt. Das ist es nämlich, ein Projekt. Ein Projekt ist dazu da, etwas Neues zu schaffen, aufzubauen. Schon da beginnt die Verwechslung. Wenn eine Software ständig weiterentwickelt wird, dann mag man das als Projekt bezeichnen, hat jedoch nicht diesen Pioniercharakter, den Vorhaben rund um die Digitalisierung haben. Überträgt man dann die Mechanismen der Softwareentwicklung blind auf diese Vorhaben, ist das zwar hip, jedoch selten nützlich.

Als Cargo-Kult ist das Nachstellen von Mechanismen bekannt geworden, ohne diese wirklich zu verstehen. Dann werden Verhaltensweisen nachgeahmt, in der Hoffnung, dass sich damit der an anderer Stelle gezeigte Effekt einstellt. „Google hat bunte Sofas? Kaufen wir auch!“ „Unternehmen X ist erfolgreich und arbeitet mit Scrum? Machen wir auch!“ Unfug. Einfach nur Unfug. Wir brauchen Menschen, die sich mit dem auseinandersetzen, was es gilt auf die Beine zu stellen. Die sich mit den Ergebnissen beschäftigen, die man braucht. Wir brauchen nicht Menschen, die das Wort „Plan“ verteufeln und sich dabei als den Stein der Weißen empfinden – und auch nicht die, die diesen Menschen noch zu einer Bühne verhelfen. Wir brauchen Menschen, die Zusammenarbeit auf die Beine stellen, damit diese zu einem guten Ergebnis führt.

Wer will, dass Vorhaben gelingen, braucht Mut, muss mit Unsicherheit umgehen können, kann mit Nicht-Wissen arbeiten, braucht Wille und Beharrlichkeit, benötigt Kreativität in Lösungen und Vorgehen.

Wer gelingende Projekte will, braucht mehr als ein Gantt-Chart, mehr als ein Backlog, mehr als ein Reporting-Tool. Wer will, dass Vorhaben gelingen, braucht Mut, muss mit Unsicherheit umgehen können, kann mit Nicht-Wissen arbeiten, braucht Wille und Beharrlichkeit, benötigt Kreativität in Lösungen und Vorgehen. Nach diesen Faktoren müssten wir mal suchen, wenn wir erfolgreiche Vorhaben unter die Lupe nehmen. Das Problem dabei: das kann man nicht kopieren. Also doch: „Was war nochmal der neueste Hype? Das machen wir auch!“

Der Hammer ist unwichtig für das Ergebnis.

In meinem Job habe ich das Glück, dass ich sehr viele Projektleiter erleben und begleiten darf. Da gibt es die Traditionellen, die mit Wasserfall und Gantt-Diagramm sehr erfolgreich sind. Es gibt die Agilisten, die mit Scrum und Kanban tolle Ergebnisse auf die Beine stellen. Es gibt die Ideologiefreien, die einen Mix nutzen und ebenfalls mit Resultaten glänzen. Und es gibt sogar die, die sich selbst als hemdsärmlich bezeichnen und „mit gesundem Menschenverstand arbeiten“ – und die gleichermaßen Gutes liefern. Diese Menschen verstehen, dass ein prall gefüllter Methodenkoffer wie ein Werkzeugset ist, das ihnen hilft, Dinge leichter zu tun. Ein Nagel ist mit einem Hammer in der Tat schneller und eleganter in der Wand, als mit einem Stein als Werkzeug. Für die Schraube nehmen wir jedoch bitte ein ganz anderes Tool. Diese Menschen wissen dabei, dass es am Ende darum geht, dass der Nagel in der Wand steckt, fest sitzt und etwas daran stabil befestigt ist. Der Hammer ist unwichtig für das Ergebnis.

Wenn diese Menschen etwas eint, dann sind es – so meine Beobachtung – im Wesentlichen drei Dinge: zum einen orientieren sie alle Arbeit an dem Ergebnis, das sie auf die Beine stellen wollen und zum anderen beachten sie die Menschen, die mitwirken, deren Eigenheiten und deren Bedürfnisse. Sie sorgen dafür, dass diese Menschen mit- und füreinander arbeiten. Dazu nutzen sie, das ist der dritte Punkt, Elemente, die der Zusammenarbeit Orientierung und Struktur geben. So dass jeder weiß, was sein Anteil ist und wie das Zusammenspiel funktioniert. Dabei hilft ihnen der Werkzeugkoffer, das Werkzeugset, das ich oben erwähnt habe.

Dazu kommt eine Haltung, die allen bewusst macht, dass es zu antizipieren gilt, dass die Zukunft unsicher ist. Es ist oft die Haltung eines Lernenden, der noch nicht weiß. Für diese Menschen ist es normal, dass es Änderungen geben wir, dass es Unbekannte gibt. Sie bauen ein System der Zusammenarbeit, das damit möglichst elegant klar kommt. Dabei spielt das System an sich keine Rolle, es ist Mittel zum Zweck. Anpassungsfähig ist ein Gantt-Diagramm ebenso wie mein Scrum-Board, sofern ich es im Kopf auch bin.

Also bitte: redet über das, was Ihr auf die Beine stellen wollt und nicht andauern darüber, was methodisch jetzt gerade angesagt ist! Denn dafür sind Projekte gedacht: sie schaffen das Neue. Mit der Ausnahme der Vorhaben, die einen Preis für die beste Umsetzung von Methode XY einheimsen wollen. Das dürften jedoch die wenigsten sein. Danke.

Ihr
Holger Zimmermann
Projektmensch

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