Produktivität der Zukunft

Dieser Artikel erschien ursprünglich im Antikrisenblog.

Wie wollen Sie Ihr Unternehmen in Zukunft produktiver machen? Eine sehr spannende Frage, wie ich finde. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass etwa der Kauf eines neuen PC nicht mehr wirklich viel Produktivitätsgewinn bringt. Gleich verhält es sich mit der Anschaffung einer neuen Maschine. Die erste, die eine Computersteuerung hatte, die brachte einen riesigen Fortschritt. Auf einmal konnte ein Mitarbeiter mehrere Maschinen betreuen. Wer jetzt eine neue kauft, der versucht das letzte an Produktivität herauszukitzeln, um wettbewerbsfähig produzieren zu können. Da bleiben in der momentanen Situation doch einige Investitionsvorhaben in der Schublade, weil das Verhältnis Nutzen zu Risiko einfach nicht passt. Worin aber investieren, um produktiver zu werden?

Am Beispiel von Projekten

Die „Produktivität der Zukunft“ scheint in ganz anderen Bereichen zu liegen, als wir sie bisher kennen. Mein Thema sind Projekte. Deren Anzahl nimmt zu, weil Standardprozesse und Routinen oft nicht mehr genügen, um den Anforderungen einer Aufgabenstellung gerecht zu werden. Vergleicht man zwei Projektteams miteinander, von denen das eine streitet, ständig aneinander vorbei arbeitet und sich in Machtkämpfen übt, das andere systematisch vorgeht, Konflikte effizient löst und sich gut koordiniert die Arbeit teilt, ist offensichtlich, welches Projektteam produktiver arbeitet. Und darin schlummert großes Potenzial für das gesamte Unternehmen.

Wer Projekte schneller zum Ergebnis führt ist produktiver, kann mehr Projekte pro Jahr mit derselben Mannschaft machen, hat seinen Nutzen bzw. seine Bezahlung früher und kann außerdem einen höheren Preis erzielen, wenn er dies mit einer höheren Termintreue verbindet. Damit entsteht gleichzeitig ein strategischer Wettbewerbsvorteil, der sich vom Wettbewerb nicht so leicht kopieren lässt.

Gute Zusammenarbeit als Grundlage zukünftiger Produktivitätssteigerungen

Nun sind Projekte meine Welt. Die Idee hinter obigem Beispiel lässt sich aber auch allgemein in den Arbeitsalltag übertragen. Wer es schafft mit weniger Reibung zusammenzuarbeiten, ist produktiver. Ich rede nicht von Produktionsprozessen. Ich rede von der Zusammenarbeit von Menschen innerhalb solcher Prozessketten. Am deutlichsten wird das in Besprechungen: gut moderierte Besprechungen führen a.) zu besseren Ergebnissen und b.) das in kürzerer Zeit. Wer so arbeitet hat eben einen Produktivitätsvorsprung. Das Problem daran: Materialtransport, Rüstzeiten und Maschinentakte sind so herrlich konkret zu greifen und zu messen (s. dazu auch „Die Macht des Konkreten„). Für die Zusammenarbeit einer Gruppe in einer Besprechung gilt das so nicht. Das bringt die Schwierigkeit mit sich, dass man einen eigenen Weg entwickeln muss, um solche Potenziale zu heben, hat aber den Vorteil, dass – wenn es einem gelungen ist – der Wettbewerb diesen Fortschritt nicht einfach so kopieren kann.

Aus unstrukturierter Information schnell Ergebnisse machen

Darum geht es unter anderem laut Erik Händeler, der sich seit langem mit der Welt der Kondratieffzyklen auseinander setzt. Die hat übrigens niemand geringerer so genannt, als der Ökonom Joseph Schumpeter. Demnach entsteht wirtschaftliches Wachstum durch Produktivitätssprünge, die wiederum von einer Basistechnologie ausgelöst werden. Zum ersten Mal scheint es nun so, dass diese Basistechnologie keine Technologie an sich ist, sondern eben die effiziente Verarbeitung unstrukturierter Information sowie das Thema Gesundheit in Form der „Steigerung produktiver Lebensarbeitszeit“.

Kondratieff-Zyklen
Kondratieff-Zyklen

Händeler schreibt in „Kondratieffs Welt“ (Brendow-Verlag):

Das Knappheitsfeld nach dem Ende des fünften Kondratieffs ist, dass wir nicht effizient genug mit Informationen umgehen, weil wir zu wenig wissen, um ein Problem zu lösen, weil wir nicht motiviert sind, unser Wissen einzubringen, oder weil schlechte soziale Beziehungen verhindern, dass wir die arbeitsteiligen Ergebnisse der Informationstätigkeit zusammenführen. Am Ende des schulischen Strukturwandels steht nicht der gehorsame, dressierte Industriearbeiter (bis zum vierten Kondratieff), auch nicht der sich selbst verwirklichende Individualist, der nach der Aufhebung allgemein gültiger gesellschaftlicher Konventionen hauptsächlich seine Interessen verfolgt (fünfter Kondratieff), sondern die selbstständige, verantwortliche Persönlichkeit, die sowohl strukturierte Arbeit effizient erledigt als auch mit anderen kooperativ und kreativ zusammenarbeitet (sechster Strukturzyklus).

Wie man diese Potenziale heben kann

Wie bereits erwähnt: wer diese Potenziale erschließen will, kann nicht mehr einen Katalog aufschlagen und sich eine Maschine bestellen. Diesmal sind Selbstdenker gefragt, die sich aufmachen, um den eigenen Weg zu finden und zu entwickeln. Das erfordert auch oder vielleicht gerade, die eigenen Mitarbeiter und Kollegen mitzunehmen. Denn ein Papier alleine, auf dem kluge Anweisungen stehen, genügt nicht.

Ihr
Holger Zimmermann
Projektmensch.

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2 Kommentare bei „Produktivität der Zukunft“

  1. […] um einen Wettbewerbsvorteil zu sichern. Mehr dazu können Sie in den Artikeln “Produktivität der Zukunft” und “Weblinks: Kondratieff-Wellen” […]

  2. […] “Produktivität der Zukunft” hatte ich die Theorie der langen Wellen aufgegriffen, die davon ausgeht, dass eine […]

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