Die FDP

Ausgangspunkt für jede politische Arbeit: wie soll unsere Gesellschaft in Zukunft aussehen?

Hätte ich bei der FDP etwas zu sagen, würde ich eine andere Diskussion anzetteln, als die derzeit laufende. Politik ist ein Geschäft, das sich am Gemeinwohl orientieren muss. Ausgangspunkt der Arbeit einer politischen Partei ist demnach das Bild einer Gesellschaft, das die Partei zur Realität machen will. Der Entwurf einer Gesellschaft, wie sie gewünscht und angestrebt wird. Entsprechend ist die derzeit oft gehörte Fragestellung, wie die Partei wieder attraktiv für die Wähler werden kann, die falsche Ausgangsfrage. Andere Fragen sind viel wichtiger:

Was ist das Bild, das die FDP von unserer Gesellschaft in der Zukunft hat? Wie soll unsere Gesellschaft im Idealfall aussehen?

Aus der Antwort auf diese Fragen lässt sich der Auftrag ableiten und damit die Rolle, die eine Partei einnehmen will. Eine Rolle, die dazu führt, dass der angestrebte Soll-Zustand Realität wird oder die tatsächliche Gesellschaft näher an diese Vorstellung heranrückt. Das macht dann auch den Unterschied zu anderen Akteuren, die sich die Zukunft anders vorstellen. Der Wettstreit wird entsprechend zwischen Gesellschaftsentwürfen und nicht zwischen Personen ausgetragen. Die letztgenannten nehmen sich in diesem Spiel oft zu wichtig. Sowohl die Parteien wie auch deren Amtsträger sind Mittel zum Zweck, sprich das Werkzeug für die Bürger, um einen gewünschten Zukunftsentwurf zu realisieren.

Ein solcher Auftrag ist es letztlich, der Menschen eint und Energie freisetzt. Weil die Menschen, die sich engagieren, den Gesellschaftsentwurf attraktiv finden und den damit verbundenen Auftrag sinnvoll. Damit lohnt sich Engagement. Das kann sich in Wählerstimmen ebenso ausdrücken wie in zeitlichem Engagement für konkrete Projekte einer Partei. Deshalb investieren sie ihre Freizeit und nicht, weil ihnen nach dem Mund geredet wird.

Ein solcher Prozess gelingt nicht in ein paar Tagen. Er dauert und das ist wichtig. Fragen zählen zu Beginn eines solchen Prozesses mehr als Antworten, denn wer die Frage nicht kennt, hat immer die falsche Antwort. Fragen müssen gestellt und Antworten erarbeitet werden. Dass dies nicht im luftleeren Raum geschieht, dürfte klar sein, schließlich hat die FDP – wie jede andere Partei auch – einen entsprechenden Entwurf. Diesen gilt es anzupassen, weiterzuentwickeln oder vielleicht auch nur zu bestätigen. Die Diskussion darüber ist wichtig, führt diese doch zu Verständnis und das wiederum zu Akzeptanz. Beides sind Grundvoraussetzungen, dass Handeln und Engagement entsteht.

Glaubwürdigkeit

Sobald Worte und Taten zueinander passen, entsteht Glaubwürdigkeit. Jede Tat, die offensichtlich zu Zukunftsbild und Auftrag passt, zahlt auf ein virtuelles Glaubwürdigkeitskonto ein. So entsteht eine positive Spirale, denn Glaubwürdigkeit wiederum führt dazu, dass mehr Menschen bereit sind, sich zu engagieren. Spontanes Engagement im Sinne eines Aufbruchs kann zu stetem Engagement werden.

Eine Strategie zu haben, bedeutet zu wissen, worauf man setzt.

Sobald klar ist, was erreicht werden soll und was der Auftrag der Partei dabei ist, lässt sich eine Strategie ableiten. Wer eine Strategie hat, weiß, worauf er setzt, um seinen Auftrag zu erfüllen. Das fokussiert Energie und sorgt für mehr Wirkung. Gerade für eine kleine Partei ist das von besonderer Bedeutung. Eine Strategie zu haben, bedeutet vor allem, Dinge nicht zu machen, sich für den einen oder den anderen Weg zu entscheiden. Damit verbunden ist eine Klärung der Rollen, die die unterschiedlichen politischen Ebenen einnehmen und wie diese in die Auftragserfüllung eingebunden werden. Welche Verantwortung und Aufgaben haben die Kreisverbände? Welche die Landtagsfraktionen? Etc.

Damit ist der Schritt zu Taten nicht mehr weit. Wer seine Rolle kennt und weiß, worauf eine Partei setzt, kann leicht ableiten, welche konkreten Projekte und Vorhaben vorangetrieben werden müssen, um glaubwürdig am Gesellschaftsentwurf zu arbeiten. Lieber einige wenige aber konkrete Projekte sollten es sein. Über diese Arbeit wiederum lässt sich berichten und können neue Mitstreiter in der Sache gewonnen werden. Die positive Spirale verstärkt sich. Die Macher vor Ort haben klare Orientierung und alle Ebenen gemeinsam wirken auf das gemeinsame Ziel hin. Die Wirkung wird multipliziert.

Laut nachgedacht hat
Holger Zimmermann
Projektmensch.

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Weitere Quelle:

Foto: Povilas Katkus/ stock.xchng

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Ein Kommentar bei „Die FDP“

  1. Hallo Holger,
    habe alles gelesen, verinnerlicht und mich dann erinnert an meinen Offizierslehrgang in Hannover (schon verdammt lange her …). Damals, da gab´s „Lagen“, an denen man sich sich exemplarisch abarbeitete für die Praxis (trat zum Glück, wie wir nun wissen, so ganz „echt“ nicht ein) – hier jedoch, in Deinem Essay, werden zwar unzweideutige Fragen gestellt, aber doch wieder zu allgemein; gescheite Fragen, die sich eine große Anzahl von Menschen auch stellen, aber im Raum bleibend, weil nicht beantwortbar; (eigentlich) schlichte Fragen, die, weil sie so schmucklos sind, man technisch einfach mittels eines Ratgebers enträtseln kann (um es interessanter zu gestalten, könnte man am Ratgeber vielleicht rumfeilen ….). Mir fehlt, oben erwähnte ich den Begriff bereits, das Exemplarische, die „Farbe“.
    Im übrigen, wenn die FDP, und natürlich die anderen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen, vor dreißig Jahren die obige Frage (Wie ist das Bild, das die FDP von unserer Gesellschaft … Zukunft …, wie soll unsere Gesellschaft im Idealfall ……..?) beantwortet und entsprechend gehandelt hätten …, die lägen wohl schwer daneben, oder – bis auf die Grünen möglicherweise partiell ?
    Interessant Deine Arbeit – regt an und lohnt zu denken;
    aber jetzt gehe ich ins Bett (und grüble nur noch ein wenig) –
    Gute Nacht
    Edi

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