Projektplanung ist Denken

Projektplanungsinstrumente wie der Projektstrukturplan helfen, ein Vorhaben gedanklich zu durchdringen

Auch wenn es immer wieder anders verkauft wird: um mehr geht es nicht bei der Projektplanung.

Projektplanung ist Denken.

Es gilt über das anstehende Vorhaben nachzudenken, sich zu überlegen, wie die Zielereichung zu schaffen sein könnte. Deshalb sorgt ein guter Projektplanungsprozess dafür, dass die geeigneten und notwendigen Menschen sich dieses Denkprozesses annehmen und eben dieser Prozess in geeigneter Form verläuft. Der Projektleiter hat demnach die Verantwortung, diesen Prozess des Durchdenkens zu gestalten und dafür Sorge zu tragen, dass dieser – unter Berücksichtigung aller Unwägbarkeiten – den Anforderungen gerecht wird. Projektplanungstechniken wie Projektstrukturplan oder Gantt-Diagramme sind bewährte Hilfsmittel für diesen Prozess. Nicht mehr.

Dass diese Planung nicht immer ohne Spannungen gelingen kann, sollte offensichtlich sein. Logisch ergibt sich daraus die Schlussfolgerung, dass den zwischenmenschlichen Aspekten dieses Prozesses mindestestens dieselbe Aufmerksamkeit gewidmet werden muss, wie den sachlichen Themen. So ist das Ergebnis der Projektplanung sowohl die „Verschriftung des Konsenses“ einer Arbeitsgruppe, wie es ein Seminarteilnehmer mal formuliert hatte, wie auch eine Arbeitsgruppe, die dann eher als Team bezeichnet werden kann. Neben dem Entwurf eines Plans als selbstverständliches Ergebnis. Dieser zeigt wie das Ziel erreicht werden könnte. Der Konjunktiv an dieser Stelle ist sehr bewusst gewählt.

Dieses Durchdenken des Projekts ist nur in sehr seltenen Fällen ein linearer Prozess. Vielmehr kommt dem Betrachter der Spruch „Versuch und Irrtum“ in den Sinn, die günstigerweise in Papierform und nicht mit echtem Geld und echten Ressourcen erlebt werden, was eine Korrektur wesentlich einfacher macht. Je nach Art des Vorhabens wird neben der logischen Durchdringung eines Projekts zusätzlich eine mehr oder weniger große kreative Leistung vom Projektteam verlangt. Je weniger offensichtlich die Lösung eines Problems erscheint, desto größer die Anforderungen daran. Nicht nur deshalb ist die Erkenntnis über das ursächliche Problem, sprich die eigentliche Aufgabenstellung, wesentliche Grundlage für den darauf aufbauenden Denkprozess.

Projektmanagement-Prozesse müssen das Denken institutionalisieren

Überträgt man diese Sichtweise auf die Projektmanagement-Prozesse in Unternehmen, merkt man schnell, dass derer viele am Ziel vorbei schießen. Der Projektmanagement-Prozess muss das Denken institutionalisieren, die am Projekt Beteiligten zum Nachdenken zwingen. Einzelfallregelungen und Detailanweisungen sind fehl am Platz, versuchen diese lediglich die Arbeitsweise von Taylor und Ford auf die Projektwelt zu übertragen.

Projekte jedoch sind per Definition einzigartig. Entsprechend muss der Projektmanagement-Prozess den damit einhergehenden Anforderungen gerecht werden. Er muss so gestaltet sein, dass ein Projektteam mit hoher Wahrscheinlichkeit jedem einzigartigen Vorhaben gerecht werden kann und das vorhandene Know-how und die Erfahrung der Beteiligten möglichst gut im Sinne der Unternehmens- und Projektziele auf das Projektergebnis wirken können. Dies wird nur gelingen, wenn das Projektteam die neue Situation neu durchdenkt. Projektplanung heißt verstehen, erkennen und lernen.

Ihr
Holger Zimmermann
Projektmensch.

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Weitere Quellen in diesem Blog:

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10 Kommentare bei „Projektplanung ist Denken“

  1. […] Kapazitäten mit der Projektleitung und dem Projektteam ab. Dieser gemeinsame Akt der Freigabe des Projektplans stellt nochmals sicher, dass auch im Rahmen der Projektplanung keine Missverständnisse Eingang in […]

  2. […] als Segen daher. Fußt dann jedoch auf einem Irrtum, denn das ist keine gute Projektplanung. „Projektplanung ist Denken“ ist ein weiterer Artikel, in dem ich darauf […]

  3. […] und deshalb erst später identifiziert werden.  Aufgaben und Verantwortung sollten sich aus der Projektplanung ergeben. Die Erstellung des operativen Projektplans steht erst später auf der Agenda, nachdem die […]

  4. […] je gelungen damit durchzudringen, dass ein Gantt-Chart für uns lediglich eine Visualisierung von gemeinsamen Gedanken ist. Dass ein Plan lediglich beschreibt, wie es gelingen könnte, das vereinbarte Ergebnis zu […]

  5. […] anderem der gemeinsamen Arbeit am Projektplan kommt hier besondere Bedeutung zu (siehe auch „Projektplanung ist Denken„) sowie der Regelkommunikation. Berichtet ein Projektbeteiligter regelmäßig über seinen […]

  6. […] sein, der die vielen Expertenmeinungen zu etwas verdichtet, was man als Projektplan bezeichnen kann. Das können aber auch andere Instrumente sein, die Halt geben und Zusammenarbeit […]

  7. Software-Unterstützung in der Projektplanung wird immer wichtiger. Die Screenshot-Serie zeigt mögliche Schritte auf http://www.hqlabs.de/Blog/Artikel/Projektplanung-Software

  8. Ergänzend könnte dieser Artikel interessant sein: https://blog.projektmensch.com/2011/10/24/der-projektplan/

  9. […] wird, muss erst noch entwickelt werden. Projekte sind per Definition einmalig. Das muss eine Denkschleife vorangestellt werden. Dann sind Absprachen darüber nötig, wie man in diesem Fall vorgehen […]

  10. […] den Speicher. Das bedingt, dass Projekte systematisch aufbereitet und durchdacht sind (vgl. “Projektplanung ist Denken” hier im Blog) Theoretisch genügt der Speicher für eine belastbare Tagesplanung, er ist […]

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