Leitbilder

Point of View
Leitbildentwicklung ist immer eine Frage des "Point of View"

Wozu braucht man eigentlich Leitbilder? Was nützen sie? Und wie bekommt man eines, wenn man es haben will? Allein das Wort „Leitbild“ wird in so unterschiedlichen Interpretationen verwendet, mit anderen Worten gleichgesetzt, dass es empfehlenswert ist, an erster Stelle zu klären, wie genau dieses Wort denn nun verstanden werden soll. Oder verstanden werden will. Das gilt für diesen Artikel ebenso, wie für die Entwicklung eines Leitbilds.

Wortklarheit

Leit-Bild, ein Bild, von dem man sich leiten lässt. Das kann den Charakter einer Vision im Sinne einer Vorstellung der Zukunft haben, wie auch Werte beschreiben, die Orientierung bieten. Es kann strategische Wege beschreiben und damit Grundlage für alltägliche Entscheidungen haben. Und es bündelt die Energie der Handelnden, wenn es für Organisationen verwendet wird. Das gilt für Unternehmen ebenso, wie für Verwaltungen oder gar ganze Städte. So verstanden, versetzt es ein System aus unterschiedlichen, vielleicht sogar nur lose verbundenen Akteuren in die Lage, in eine gemeinsame Richtung zu agieren ohne diesen Akteuren kreativen Spielraum und Handlungsfreiheit zu nehmen. Ein Bild, von dem man sich leiten lässt, dass unterschiedliche interpretiert werden darf und diskutiert werden soll.

Sinn und Nutzen

Mit der Definition des Wortes „Leitbild“ ist der Nutzen eigentlich schon beschrieben: es kann den Handlungen unterschiedlicher Akteure eine Richtung geben. Entsprechend unterschiedlich werden die Schwerpunkte eines solchen Leitbilds sein: wo bei einem Unternehmen vielleicht Handlungsmaximen als wichtiger empfunden werden, kommt dem Zukunftsbild, der Vorstellung der Zukunft, ihm Rahmen der Stadtentwicklung vielleicht eine wichtigere Bedeutung zu. Eben um dem losen Verbund eine Richtung zu geben.

Diese Richtung wird insbesondere dann wichtig, wenn man sich eine einzigartige Position im Wettbewerb verschaffen will. Wenn es gelingt, viel Energie auf eine gemeinsame Sache zu richten, wird man damit schneller voran kommen, als der Wettbewerber, der in viele Richtungen investiert. Dementsprechend lenkt ein Leitbild, auch wenn es nur von einer einzelnen Person in dem Raum gestellt wurde, die Aufmerksamkeit all derer, die es wahrgenommen haben. Passende und widersprüchliche Informationen werden selektiv aus der Vielfalt der Daten herausgefiltert. So entsteht ganz automatisch Wissen in einem bestimmten Themenbereich und mit der Zeit ein Wissensvorsprung. Gelingt es diesen in Taten umzusetzen, baut man nach und nach aus dem Wissensvorsprung ein greifbares Alleinstellungsmerkmal auf.

Ein Leitbild entsteht

Die einen sprechen davon, ein Leitbild zu entwickeln. Ich bin in diesem Punkt anderer Meinung: ein authentisches Leitbild kann man nicht entwickeln. Es ist bereits vorhanden, man muss es „nur noch“ aufdecken. Den entsprechenden Text, die Formulierung, die kann man dann im Ergebnis als „entwickelt“ bezeichnen.

Viele Betrachtungsgegenstände sind letztlich die Puzzleteile, aus denen sich ein Leitbild herauskristallisiert. Das sind Entwicklungen im Inneren des Systems (Erfolge, laufende Projekte, Stärken und Schwächen etc.) ebenso, wie die allgemeinen Entwicklungen der Umwelt (Trends, gesetzliche Vorgaben, finanzielle Rahmenbedingungen etc.) sowie die persönliche Wahrnehmung der Welt durch die handelnden Personen. Gerade von letzterer Gruppe kann ein Leitbild wohl niemals unabhängig sein, bestimmt deren Persönlichkeit doch wesentlich, was wahrgenommen und als relevant betrachtet wird. Diese subjektive Komponente gibt einem Leitbild den Charakter, den es braucht, um nicht im Einheitsbrei unterzugehen.

Betrachtet man die Entwicklung eines Leitbilds als Projekt, stößt man mit den üblicherweise assoziierten Projektmanagement-Techniken (Projektpläne, Ressourcenmanagement) an Grenzen. Gerade der Entdeckungsprozess ist ein kreativer Vorgang. Er erfordert Reifung und damit Reifezeit, Perspektivenwechsel und Impulse von außen, die zu neuen Erkenntnissen führen. Deshalb sollten diejenigen, die derartige Vorhaben koordinieren, weniger Energie auf die Planung und stattdessen mehr auf die Erfüllung dieser Anforderungen auf der Kreativitätsachse verwenden (vgl. www.3d-projektmanagement.de).

Ausgangspunkt eines solchen Projekts ist die intensive Betrachtung des Status Quo aus unterschiedlichen Gesichtspunkten. Daraus lassen sich dann meist bereits bestehende Entwicklung herauslesen, die – denkt man diese Entwicklungen Jahre weiter – zu einer Vorstellung der Zukunft führen. Im Abgleich mit unterschiedlichen anderen Informationen, weichen wie harten, entsteht nach und nach eine Vorstellung der Zukunft, die man als erstrebenswert betrachten kann. Die ist wiederum Ausgangspunkt, das gesamte Puzzle nach und nach zusammenzustellen, das dann als Leitbild formuliert, verabschiedet und kommuniziert werden kann.

Ihr
Holger Zimmermann
Projektmensch.

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